Erlangung des britischen original Bachelor Abschlusses

Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung.

Vor rund hundert Jahren hatte Deutschland eine vorbildliche Bildung und wurde aus der ganzen Welt darum beneidet. Fast alle Doktorarbeiten wurden bis in die 1920er Jahre hinein in deutscher Sprache abgefaßt. Sie hatten einen wissenschaftlichen Gehalt erster Güte. Ich kenne diese Zeit noch aus Erzählungen meiner Paten gleichen Namens. Einer baute Antennen in Peking und Berlin auf und die Kaiser der beiden Länder konnten 1907 miteinander telefonieren – eine Sensation – die Firma hieß Telefunken. Als ich kürzlich in Luxembourg in Aldi war, sah ich Lautsprecher von dieser Firma, man hatte sie samt deren Namen an einen Türken verkauft.

So ähnlich wird es anderen „Basiserfindungen “ ergangen sein.

Nun haben die beiden Kriege sicher die Entwicklung der Wissenschaft erheblich gestört bzw in ganz andere nun erwünschte  Bahnen geleitet. Auch wurde Bildung mit Erziehungswissenschaft bezeichnet. Da darin das Wort „Zucht“ einen Inhalt hat, erinnert mich das eher an Hunde als an Menschen. Nach dem zweiten der Kriege versuchte man es besser zu machen, wurde jedoch durch alliierte Verschriften eingeengt, die bis heute gelten. Das Grundgesetz sah vor, daß die Bundesländer – heute 16 an der Zahl – die Hoheit der Bildung erhielten und der Bundesstaat mit einem Kooperationsverbot betreffend der Länder belegt wurde. Den Politikern fällt es auf, wenn sie über ein Gemeinschaftsabitur o.ä. nachdenken wollen.

Was Deutschland gegenüber vielen Staaten blieb, ist die ausgezeichnete „berufliche Bildung“, sie die Grundlage des „Wirtschaftswunders“, das von Praktikern geschaffen wurde. So ist es bis heute kein Wunder, wenn 70 %  dieser Praktiker für Innovationen und Wertschöpfung sorgen. Im Klartext der sogenannte Mittelstand. Im übrigen auch ein Garant für Stabilität.

An den allgemeinbildeten Schulen tat sich anderes. Unsere Lehrer (ich bin schon im Rentenalter) äußerten sich nicht zur Politik, aber sie waren unglaublich beschlagen, sie blieben keine Antwort schuldig und auch nicht aus der Ruhe zu bringen.  Sie waren gar keine Lehrer, sie kamen aus allen Berufen. Wir fanden das spannend und hatten unglaublich viel davon. Sie gaben uns mehr als „nur“ Bildung.

Als einer unserer Profs (Euregio) als Sanierer zu Nokia gerufen wurde, sagte er mir, er habe hier 3000 Bachelors. Ich fragte, was damit tun solle, sie hätten die besten Schulen der Welt durchlaufen, ich könnte sie nur ganz umdrehen. Das smartphone haben sie ja verschlafen. Lehrer fragten dann, was den da das Beste sei, die Schüler blieben nur zwei Jahre länger im Klassenverband. Sonst ist es wie bei uns. Nein, entgegnete ich, ihre Lehrer sind die besten Uni-Absolventen und in der Bevölkerung hoch angesehen. Das ist anders, wie die Uni Ausbildung selbst.

Um langsam zum Thema der Überschrift zu kommen. An englischen staatlichen Unis gibt es sogenannte „Adjunct-Professoren“ wie bei uns auch. Die kommen aus der Praxis, die haben auch mal studiert und wandern ständig zwischen Praxis und Theorie hin und her. Es sind oft mehr als die Hälfte der Lehrenden, in der „London School of Economics…“ etwa. Sich wissenmäßig „fit“ zu halten, funktioniert nur in der Praxis.

Ich habe viele Lehrpläne zur beruflichen Bildung mit wirtschaftlichem Inhalt verfaßt – vielleicht sogar die meisten. Was man in Deutschland braucht ist, ist eine Koesistenz der Bereiche „beruflich“ und „akademisch“. Die deutschen Bachelors bieten das nicht, sie sind ohnhin anders als die britischen und international kaum anerkannt. Auch tauchen an englischen Hochschulen nun eine wahre Menge Einser- Abiturienten auf, die schon ersten Semester die Leistungen nicht erbringen. Komisch, aber ein neuer Trend.

Wir sehen in der Mischung von Meister und Bachelor, etwa KFZ Meister und Bachelor of Engineering eine gute Möglichkeit. Ein großes Autowerk lehnte es aus monetären Gründen ab. Einen dann als Dipl. Ing. FH einzustufenden Mitarbeiter käme bei der Tarifstruktur zwei Stufen höher.  Ja richtig, wir sind im Land der Niedriglöhne.

Wir haben inzwischen einen Teil dieser Anwärter brit. Unis zugeführt und sie wurden angenommen. Sie können sich so auch international darstellen. Natürlich auch wenn sie Betriebswirte oder Fachwirte sind. Die Rechtsgrundlage dafür ist der European Qualifications Framework EQF (also EU-Recht). Das brit NARIC (UK) weiß um die Berufe, die dafür infrage kommen. Es ist die Stelle der engl. Regierung, die für Abschlüsse weltweit zuständig ist. Ich kenne sie aus freundlichen e-mails.

Wenn man ohnehin an brit Unis zu tun hat, weiß man auch, welche Talente auf ähnliche Weise suchen. Ein Kollege von der Uni Münster sagte: Wenn in Deutschland ein Talent gefunden wird, dann war das reiner Zufall. Ja, das schwächste Glied in heimischen Unternehmen ist die Personalabteilung.

Prof Dr Brauns, Ph.D.